Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Sehr geehrter Herr Sonnewald, vielen Dank für die Möglichkeit, dass ich hier überhaupt sprechen
darf. Es ist für mich eine große Ehre. Ich beginne mal gleich ein bisschen über unser
Unternehmen zu erzählen. Sie haben schon gesagt, wir sind ein traditionsreiches Haus. Gegründet
wurden wir 1906 von meinem Urgroßvater Johann Baptist Bräun. Die damalige Landessaatzuchtanstalt
in Weien-Steffern ist auf ihn zugekommen, ob er für Mittelfranken nicht Sommergästen
selektieren möchte, die an den Standort angepasst sind. Das hat er dann mit Erfolg damals getan
und 1928 hat dann mein Großvater Ulrich Bräun den Betrieb übernommen und er hat sich dann
gesagt, warum kreuzen wir nicht selbst, sprich wir schaffen selbst Variation, was vorher die
Landesanstalt in Weinstephan Föhr uns gemacht hat. Und damit begann ein ganz neues Kapitel
in unserem Unternehmen, nämlich direkt die aktive Züchtung. 1964 hat dann mein Vater
den Betrieb übernommen und die Sommergaste war damals eine große Fruchtart, ist es heute
leider nicht mehr. Der Sommerweizen war auch sehr groß, ist faktisch nicht mehr existent
im Markt. Die Sommerungen wurden durch die Winterungen ersetzt und mein Vater hat sich
damals gesagt, wenn das Ganze mit der Sommergaste passiert, ist für unsere Züchtung das Standbein
weg und deswegen hat er mit der Winterweizen- und Wintergastenzüchtung begonnen und hat
er auch schon sehr große Erfolge gehabt. 1991 haben wir dann im Zuge der Wende ein Gut
in Sachsen-Anhalt bei Quedlinburg übernommen. Wir nutzen Quedl...Morgenrot heißt der Betrieb,
den nutzen wir auch als Zuchtstandort. Jetzt haben wir allerdings ein Problem. Morgenrot
ist inzwischen Trockenstandort und Herzogenaurach hier zählen wir inzwischen auch als Trockenstandort.
Und das Ganze in einer Entwicklung von 30 Jahren. Wir haben dann weitergehende Schritte
getroffen, eine dritte Station übernommen in Gebay Göttingen, also eine Ortschaft
namens Lenglern und da haben wir einen hohen Krankheitsdruck, viel Regen, viel Niederschlag,
wesentlich mehr als hier und damit haben sich die Standorte dann ergänzt. 1998 haben wir
ein Labor zur Untersuchung von Proteinen etabliert, um die Qualitätszüchtung im Weizen vorwärts
zu bringen. 2006 haben wir dann das Wintergastenprogramm von Piper-Quonden übernommen. Das ist eine
Züchtung in Dänemark. Im gleichen Jahr haben wir die Station Lenglern gestartet bei Göttingen,
DNA-Techniken im Labor eingeführt mit einer magergestützten Selektion und eine Beregnungsanlage
für 45 Hektar gebaut. Warum ist die jetzt hier als wichtiger Punkt drauf? Wir hatten
mehrere Ernten, wo wir von der Aussaat in der Sommergäste bis zur Ernte keinen Tropfen
Regen bekommen haben. Es waren zwei Jahre. Die Aussaat in der Sommergäste ist bei uns
hier sehr spät. April, manchmal Anfang Mai. Die Fachleute schüllen viele jetzt den Kopf,
aber bei uns sind die Böden sehr schwer, halten das Wasser und wir kommen im Frühjahr,
nicht früher ins Feld. Dann haben wir ein sehr kurzes Fenster für die Pflanzen, enormen
Stress und im Normalfall nur noch sehr wenig Regen. Dadurch differenzieren wir sehr gut,
was die Genetik im Genpool bei uns kann und welche Linien hohe Erträge bringen, mit wenig
Wassereinsatz. 2008 haben wir dann gesagt, kümmern wir uns mehr um den wichtigsten Markt
in Europa für die Getreidezüchtung, nämlich Frankreich, weil es der größte Markt ist.
Wir haben dort eine Zuchtstation aufgebaut mit Zuchtprogrammen für Wintergäste und
Winterweizen. Hier sehen Sie eine Luftaufnahme von unserem Betrieb in Herzogenaurach. In
Herzogenaurach bewirtschaften wir insgesamt 270 Hektar. Klingt ganz nett, sind 90 Felder,
durchschnittlich 3 Hektar Feldgröße bis zu 15 Kilometer vom Betrieb weg. Für einen
landwirtschaftlichen Betrieb eigentlich eine logistische Katastrophe. Für uns in der Züchtung
ein Riesenvorteil, weil wir viele verschiedene Kleinklimatas haben und in einer Weizensorte auf
unseren verschiedenen Feldern hier Längenunterschiede von 20 cm beobachten können. Und für die Züchtung
ist dann so eine Betriebsstruktur ein enormer Vorteil, weil man nicht mehrere Stationen unterhalten
muss, um verschiedene Ergebnisse zu bekommen. Morgenrot in Sachsen-Anhalt ist ein großer Betrieb
mit 1300 Hektar vollarondiert, das heißt alles an einem Stück. Und in Länglern haben wir ungefähr
20 Hektar, da haben wir nur Versuche, einen sogenannten Zuchtgarten nennen wir das. Insgesamt
haben wir 46 Mitarbeiter und dann von Juni bis Oktober haben wir immer noch bundesweit 40 bis
Presenters
Martin Breun
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:22:32 Min
Aufnahmedatum
2011-11-16
Hochgeladen am
2011-11-23 14:02:37
Sprache
de-DE